Fremde in Freital – Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Fremde

~~Die Stadt Freital war während des gesamten Verlaufs des Zweiten Weltkrieges eines der wichtigen Orte für die Rüstungswirtschaft im Dritten Reich. Ab 1945 wurden in Betrieben der Stadt ausländische Arbeitskräfte eingesetzt – der Großteil waren die Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene aus Osteuropa – die bis zuletzt im Arbeitseinsatz waren. Am Kriegsende bildeten die Ausländer durchschnittlich über 50 % der Arbeitskräfte in vielen freitaler Betrieben. Diese Menschen mussten unter den härtesten Bedingungen ihre Arbeit ausführen – viele von ihnen waren junge Frauen. Der Arbeitsalltag war hart, die Unterkünfte und die Verpflegung miserabel, die Freizeit streng geregelt, Kontakte mit Deutschen untersagt. Für das Vergehen konnten die Zwangsarbeiter mit der Abschiebung in die KZ oder mit der Todesstrafe rechnen.


Doch auch nach dem Kriegsende war das Leiden dieser Menschen nicht beendet. Vor allem viele Sowjetbürger wurden im Verrat und in der Kollaboration mit dem NS-Regime verdächtigt. Ihr Schicksal war es weitere Jahre nach dem Krieg in den sowjetischen Zwangsarbeitslagern arbeiten. Selbst danach waren sie jahrzehntelang in ihren Rechten eingeschränkt.

Der Verein „Das Zusammenleben e.V.“ hat 2014 ein Projekt „Damals bei uns – Zwangsarbeit im Nationalsozialismus“ durchgeführt und zahlreiche Recherchen über den Alltag der Häftlinge und über einzelne Schicksale veranlasst. Im März 2015 hat der Verein ein Folgeprojekt unter dem Namen „Fremde in Freital – Zwangsarbeit im Nationalsozialismus“ begonnen, mit dem längerfristigen Ziel eine Ausstellung zu dem Thema vorzubereiten.

Daraufhin erfolgten in der Presse und auf der Internetplattform des Koordinationsbüros für soziale Arbeit – Freital Aufrufe an die Freitaler Bürger aller Altersgruppen. Mit interessierten Bürgern fanden Gespräche statt, wo sie aus eigener Erfahrung als Zeitzeugen über die Situation in Freital während des Zweiten Weltkrieges und über ihre Erfahrungen im Umgang mit ausländischen Fremdarbeitern, berichteten.

So erzählte Frau R. detailliert über eine junge Frau, Valentina Volosjuk, die als Ostarbeiterin, u.a. mit der Familie R. in engem Kontakt stand. Dank der Informationen von Frau R. konnte der Herkunftsort der Frau Volosjuk sichergestellt werden. Ein Kontakt mit der Geschichtswerkstatt Minsk ergab leider noch kein weiteres Resultat zur Biographie der Frau.

Das Projekt wurde in dem Weiseritz Gymnasium in den Klassen 8 und 9 vorgestellt. Die Schüler wurden von dem Projektleiter auch an einer Exkursion zur Gedenkstätte ehem. KZ Theresin begleitet.

Archivrecherchen in dem Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde und dem Staatsarchiv Dresden lieferten interessante Informationen zu dem Arbeitsalltag der Ostarbeiter und Kriegsgefangener. Es wurde eine Chronologie der Ereignisse anhand lokaler (Freital) und globaler (Ereignisse des Zweiten Weltkrieges) Geschichte zusammengestellt, Unterkunftsorte sichergestellt und Informationen zu dem Alltag der Zwangsarbeiter gefunden.
Der Internationale Suchdienst ITS Bad Arolsen und Archiv des Edelstahlwerks wurden als zwei wichtige Kooperationspartner für die Ausstellung gewonnen. Der Suchdienst stellte Informationen über ethnische Zusammensetzung der Ostarbeiter und Kriegsgefangener in Freital zur Verfügung.

Die Ausstellung wird in der Zeit vom 30.11.2015 bis 15.12.2015 in Räumen des Schumannsclubs vorgestellt. Das Archiv des Edelstahlwerks hat auch eigene Räumlichkeiten für die Unterbringung der Ausstellung vorgeschlagen.

Die Eröffnung der Ausstellung ist im Dezember 2015 in der Stadt Freital geplant.

Kontakt- Projekt „Fremde in Freital – Zwangsarbeit im Nationalsozialismus“

Das Zusammenleben e.V.
Dresdner Straße 162
01705 Freital

Ansprechpartner: Dimitrij Torizin
Tel.: 01522-1627340
E-Mail: d.torizin@freenet.de

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