~~Hintergrund
Esra Jurmanns Schicksal steht beispielhaft für die Verfolgung der Juden aus unserer Region. Mit neun Jahren muss Jurmann miterleben, wie er aufgrund seiner Religionszugehörigkeit zum Aussätzigen gemacht wurde. In der Nacht zum 10. November 1938 wurden auch in Pirna alle noch ansässigen jüdischen Geschäfte zerstört. Auch das Geschäft seines Vaters, welches sich im Haus Am Markt 14 befand, blieb von diesen Gewalttaten nicht verschont. In den folgenden Tagen wurden Esra Jurmanns Vater und andere jüdische Kauf- und Geschäftsleute nach Buchenwald gebracht. Esra Jurmann selbst wurde 1939 ins Rigaer Ghetto deportiert. Er übersteht das Ghetto sowie das KZ Kaiserwald, das Nebenlager Strasdenhof sowie die Lager Stutthof und Burggraben. Seine Mutter und sein Bruder verstarben in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten. Jurmann überlebte die schrecklichen Jahre der Nazidiktatur und machte sich nach 1945 auf die Suche nach seinem Vater, der neben ihm ebenfalls die dunklen Jahre überlebte. Er fand ihn schließlich in London, wo er sich später niederließ. In den vergangenen Jahren besuchte er regelmäßig die Region Pirna, um ehemalige Freunde zu treffen und Zeitzeugengespräche mit Schulklassen und anderen interessierten Zuhörern durchzuführen. Eine Gedenktafel am ehemaligen Geschäft der Familie Jurmann wurde auf Initiative des Kuratoriums Altstadt Pirna am 9. November 2008 am Markt angebracht. Seine Lebensgeschichte schrieb Jurmann in seinem Buch „Vor allen Dingen war ich ein Kind – Erinnerungen eines jüdischen Jungen aus Pirna“ nieder. Letzte Exemplare des fast komplett vergriffenen Buches sind ebenfalls am Abend zu erhalten.
Autor: Thomas Gockel, Pressesprecher